Aquädukte und Pinien

Die Storchentour durch Spaniens Extremadura begann in Caceres. Spätabends fuhr uns ein mildherziger Mensch bis in die Nähe der Plaza Mayor. Ohne Hilfe hätten wir den zentralen Platz und unsere Pension im Gewirr der engen Gassen nie gefunden.

Die ersten 20, 30 Brutpaare sah ich am nächsten Morgen vom Fenster aus auf einem hallenartigen Gebäude aus der Konquistadorenzeit. Tröstliche Erkenntnis: Spaniens Störche sind nicht anders als unsere - sie klauen vom Nachbarn Baumaterial, kämpfen um Nistplätze, verjagen Konkurrenten und klappern voller Angabe nach jeder Kopulation.

Die mittelalterliche Kleinstadt Caceres gehört zum Weltkulturerbe. Der Wall um die Altstadt stammt aus der Zeit der Mauren. Die letzten Nächte in der Extremadura verbrachten wir in einer anderen Kleinstadt, in Merida, in ihrer glorreichen Zeit die Hauptstadt Roms in Spanien.

Auf den Resten eines rund 2000 Jahre alten römischen Aquäduktes brüteten, natürlich, Weißstörche. Ein prächtiger Platz mit guter Aussicht aufs Tal und zu den Kollegen, die sich mit weniger hochwertigem Gemäuer zufrieden geben mussten.

Zwischen Caceres und Merida die weite, einsame Extremadura. Störche in jedem kleinen Dorf, auf Kirchen, Häusern, Ruinen. Und auch dort, wo es sie angeblich kaum noch gibt, auf Pinien und Steineichen - am Rande der Landstraßen ebenso wie im schönen Naturpark Cornalvo.

Und um nicht nur von Störchen zu reden, der Spätfrühling in diesem Teil Spaniens war voller Farben, vom dunkelvioletten Schopflavendel bis zum honigfarbenem Ginster vor dem Schwarz geschälter Korkeichen. In den Ebenen der Serena bei Cabeza del Buey sahen wir Großtrappen in Herden von 40 Tieren, balzende Hähne gegen die untergehende Sonne und Kuhreiher, reitend auf Schafen. Nichts zu hören in dieser einsamen Landschaft außer singende Haubenlerchen.