Sommernachlese

Auch 2002 kam der Nationalpark um den schon gewohnten Streit nicht herum. Für den neugebauten, überdimensionierten Hafen soll die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße ausgebaut werden - und dies auf Kosten der letzten Lebensräume äußerst bedrohter Arten: In den Nasspoldern des Parks lebt der Wachtelkönig, und hier brüten die letzten Seggenrohrsänger Deutschlands.

Das naturnahe Gewässer soll auf zehn Kilometer Länge zwischen Gatow und der Westoder auf 55 Meter verbreitert und von 3,15 auf 4,55 Meter vertieft werden. Und manche Lokal- und Landespolitiker träumen immer noch von einer Straße durch die Kernzone des Nationalparks und einer neuen Oderbrücke nach Polen. Realitätsfern, denn nach ernstzunehmenden Berechnungen zu erwartender Verkehrsströme wird beides nicht gebraucht, und von der EU ist bei der Naturausstattung des Nationalparks kein Cent für diese Projekte zu erwarten. Im Gegenteil.

Irland wurde vom Europäischen Gerichtshof wegen Vertragsverletzung und Nichtbeachtung der Vogelschutzrichtlinie verurteilt, weil Nahrungsflächen des Schottischen Moorschneehuhns durch Überweidung zerstört wurden. Der Bestand des Moorschneehuhns ging um 50 Prozent zurück.

Ein Urteil, das auch Deutschland treffen kann, wenn die Ausbaupläne nicht gestoppt werden, denn der Wachtelkönig gehört zu den europaweit am stärksten gefährdetsten Arten.

Seit 20. November sind die Nasspolder nun wieder für fünf Monate geflutet. Eine schöne Zeit für einen Besuch des Nationalparks. Jeder Euro, den Sie im Nationalpark lassen, hilft jenen, die im Naturtourismus eine wirtschaftliche Chance für die Region sehen.