Die Trauerseeschwalben gehören zur Kategorie 1 in der Roten Liste Deutschlands. Sie gelten als "vom Aussterben bedroht".
Im Unteren Odertal mit seinen Altarmen und Seen brüten seit langem noch einige wenige Paare auf Seerosenblättern oder in den selten gewordenen Krebsscherenbeständen. Anfang der neunziger Jahre wurden an einigen Gewässern künstliche Nisthilfen eingesetzt, schwimmende Plattformen aus geschäumten Kunststoff. Seit einigen Jahren werden solche Nistangebote wieder an drei Gewässern im Nationalpark ausgebracht. Mit erstaunlichem Erfolg. An einem dieser Gewässer wurden Mitte Juni 23 besetzte Plattformen und 15 bereits geschlüpfte Jungvögel gezählt, eine Zahl, die sich bis zum Ende der Schlupfzeit allein hier mehr als verdoppelt haben dürfte.
Gegenüber solchen Aktionen, von Nationalpark und NABU gemeinsam getragen, hatte ich offen gesagt lange ein zwiespältiges Gefühl.
Ein Nationalpark hat, das entspricht nun mal seinem Schutzziel, von menschlichem Einfluss frei zu sein. Die Natur soll hier ihre Angelegenheiten selbst regeln dürfen. Das ist unbestritten, aber andererseits besteht in dieser Landschaft, in die Trauerseeschwalben immer wieder aus ihrem afrikanischem Winterquartier zurückkehren, eine reale Chance, der bedrohten Art beim Überleben zu helfen. Und das lässt sich nur von wenigen Orten in Deutschland sagen.
Ich habe an zwei dieser Nistgewässer je einmal für kurze Zeit fotografiert. Mit aller Vorsicht!. An jedem Platz sah ich alle Phasen des Brutgeschäfts - vom Füttern des Partners und der Kopulation bis zum Füttern der ersten Jungen. Gestört habe ich vermutlich nicht. Für die einzige große Aufregung sorgte nicht der Fotograf, sondern ein vorbeischwimmender Kormoran, den die kleinen Vögel mit Geschrei und pausenlosen Angriffen sehr schnell aus ihrem Revier verjagten.