Ein langer Herbst

Die trocken gefallenen Erlenbrüche im Plagefenn bedeckten sich im Spätherbst mit dem Grün der Gräser. Ein Anblick wie im Frühling, wenn nicht dazwischen die Farben von Jungbuchen geleuchtet hätten, die sich auf Bulten behauptet hatten.

Herbstfarben in den Buchenwäldern auf den Werdern zwischen Brüchen und Hochmooren. Im Gegensatz dazu die Schwarzerlen, deren Blätter irgendwann abfallen ohne vorher ihre Farben zu wechseln. Auf gefallenen Baumruinen und an stehen gebliebenen Stümpfen haben sich Pilze festgesetzt, auch die hier gezeigten, der rosafarbene Gallertfleischige Fältling und der Echte Zunderschwamm - es ist schwer, daran vorbeizugehen ohne das Stativ aufzubauen.

Jetzt sieht man dem Plagefenn sein ehrwürdiges Alter leichter an als im Frühjahr und im Sommer. Kein frisches Grün verdeckt gestürzte Kiefern und Schwarzerlen oder enthaupteter Buchen. Ich hätte die korkenzieherartigen Auswüchse in verrottenden Bäumen genauso übersehen wie die Strukturen im Holz noch stehender toter Buchen. Natur darf hier seit 100 Jahren ihren eigenen Gesetzen folgen. Und es scheint, als sei der Tod in dieser Landschaft ein ähnlich üppiges Fest wie das Erwachen nach der kalten Zeit.

Wenn das letzte Blatt gefallen ist, dann will ich versuchen, die Strukturen der Wälder und Brüche zu fotografieren: die Stangen der Kiefern, Birken und Buchen - stehend, gestürzt oder beim Sturz an Ästen oder Kronen hängen geblieben, stellenweise könnte es aussehen wie gerade geworfene Stäbchen beim Mikadospiel.