Als der Marder kam

Entweder hatte der Steinmarder verräterische Spuren hinterlassen oder die Störche ahnten die Gefahr unterm Scheunendach. Sei es wie es sei, jedenfalls zerlegten sie innerhalb von wenigen Stunden nach der Ankunft ihr altes Nest und bauten 80 Meter weiter neu auf einem Strommast.

Was hier im Spreewalddorf Hohenbrück geschah, das hat Storchenbetreuer Arnulf Weingardt in den letzten drei Jahren mehrfach beobachtet:
Weißstörche gaben wie im benachbarten Neu Lübbenau zum Teil Jahrzehnte alte Standorte auf, weil sich Steinmarder in Nestnähe angesiedelt hatten. In einem Falle holte der Marder durch ein Loch im Nestboden zwei Jahre hintereinander alle Jungen, bevor der Standort aufgegeben wurde.

In Hohenbrück setzte der Energieversorger envia noch vor Brutbeginn eine Plattform auf den Mast, auf die das neugebaute Nest kam. Das Paar zog trotz des mühsamen Starts drei Junge erfolgreich auf. In Neu Lübbenau wurde wenige Meter neben dem Strommast eine Nisthilfe gebaut, die im nächsten Jahr problemlos angenommen wurde.

Das berühmteste Spreewald-Nest steht im Hof des NABU-Storchenzentrums Vetschau, unter www.storchennest.de zwischen Ankunft und Abflug ständig im Internet zu beobachten. Die Website hatte im Jahr 2002 über fünf Millionen Besucher.

Übrigens besaß das Bundesland Brandenburg, zu dem der Spreewald als eine der attraktivsten deutschen Storchenlandschaften gehört, auch im vergangenem Jahr mit rund 1400 von insgesamt knapp über 4600 die meisten Brutpaare aller Bundesländer, so Landesbetreuer Bernd Ludwig.

Die Foto stammen aus dem Bildband "Storchenland - Paradies auf Abruf", erschienen im be.bra Verlag, 1995. Das Buch ist inzwischen vergriffen.