Blauer Storch

Einen solchen Vogel hatte ich noch nicht gesehen. Der blaue Storch von Biegen, gelegen im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg), hatte schon zwei Tage lang Internet und Tageszeitungen belebt, bevor er eine Partnerin bekam. Genau an diesem Morgen hatte ich mich nach vielen Jahren Beschäftigung mit ernst zu nehmenden Störchen entschlossen, doch noch zu diesem Spaßvogel zu fahren. Ich kam also pünktlich zu den ersten Liebesspielen des frisch verbundenen Paares am 8. April in dem kleinen Straßendorf an.

Ein höherer Förster, der in unserer Runde unter dem Schornstein stand, hatte die Frage nach den Chancen des eingefärbten Vogels auf eine Gefährtin mit dem schönen Satz geantwortet. „Natürlich! Auf solche Typen fliegen Frauen immer rein.“ Da Vögel vier Farbrezeptoren besitzen (wir nur drei), dürfte sie gesehen haben, welche einmalige Chance auf dem Schornstein von Biegen zu ergreifen war. Sehr viel Liebeserfahrung allerdings schien der Blaue nicht zu besitzen. Er turnte auf seiner Partnerin äußerst ungeschickt umher, wie hier zu sehen ist, und traf den Zielpunkt auf dem Weg zur Arterhaltung nicht ein einziges Mal.

Wo sich der Vogel seine blaue Färbung geholt hat, das ist im Augenblick noch unbekannt. Nach der Ankunftszeit Anfang April zu urteilen gehört er zur Population der Ostzieher, die zwischen Südafrika und dem Tschad überwintert. Folglich könnte er sich auf einer der von Zugvögeln oft genutzten Müllkippen Israels blau gefärbt haben. Die Frage soll im Labor geklärt werden, aber dazu muss der bunte Vogel erst einmal eine Feder verlieren.

Der beauftragte Naturschützer fand beim ersten Aufstieg mit Hilfe einer Feuerwehrleiter noch keine im Nest.

(Die Informationen zu der Farbquelle reiche ich nach.)